Am Samstag trugen wir den Naturschutz zu Grabe. Er ist dem politischen Unwillen und der Gier zum Opfer gefallen. 130 Gäste nahmen am Trauerzug teil und verliehen ihm einen würdigen Rahmen. Doch worum trauerten wir genau? Otto Raich hat in seiner Trauerrede unser Gefühl der Ohnmacht und Hoffnung auf den Punkt gebracht.
Was ist Trauer? Eine Trauerrede von Otto Raich
Was meinen wir mit Trauer, was ist Trauer? Ich glaube, jeder von uns kennt Trauer. Die Enge in der Brust, das Gefühl fast keine Luft zu bekommen, das Aufsteigen der Tränen, meist zusammen mit dem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Ein zutiefst menschliches Gefühl, das dann auftritt, wenn wir mit großen Verlusten zu kämpfen haben. Immer mehr Menschen erleben, dass tiefe Trauer NICHT NUR BEIM VERLUST EINES GELIEBTEN Menschen oder geliebten Tieres auftritt, sondern auch dann, wenn massive Zerstörungen von intakter Natur gesehen wird. Oder ein Video von Massentierhaltung, oder von Schlachthöfen, oder Meldungen von vergifteten Flüssen, verpesteter Luft, vergifteten Böden….
Eine Szene, so wie jetzt in der Breitenau sichtbar, nachdem dort mitten in intakter Natur an der Grenze des Nationalparks Kalkalpen schwere Bagger ein 9000 m2 großes Gebiet für das Aufstellen des Bohrturmes vorbereiten, die Erde aufreißen und mit Unmengen Beton befestigen. Der Anblick der Zerstörung und die Auswirkung auf das vorher intakte ökologische System ist nicht in Worten beschreibbar. Dort wo vorher die Luft vom Gesang der Vögel und vom Rauschen des Baches erfüllt war, brüllen jetzt die Motoren von Baggern und
LKWs. Unsere Gesetze sehen eigentlich vor, dass die Natur einen Vertreter einen Anwalt hat, also jemand der sich für die Belange der Natur einsetzt. In OÖ ist dies der Naturschutz LR Mag. Haimbuchner von der FPÖ und die Abteilung Naturschutz im Land OÖ. Seine Abteilung fällt aber Entscheidungen, die ganz offensichtlich nicht die Natur schützen, sondern die Interessen gewinnorientierter Konzerne wie ADX und Skigebietbetreiber Schröcksnadel. Im Falle Erdgas Molln ist es nicht nur die DIREKTE Auswirkung auf die Natur durch die Baustelle und Bohrung, sondern auch noch die Auswirkung der Förderung und der Verbrennung von klimaschädlichem Gas, das das Klima weiter aufheizt und die Luft verpestet.
Wer Straßen sät, erntet Verkehr
Hier betrauern wir nicht nur die Zerstörung der Natur, sondern auch das Verschwinden des POLITISCHEN NATURSCHUTZES, der sich in OÖ leider nicht mehr für die Natur einsetzt, sondern eher für die gewinnorientierten Konzerne und Unternehmer wie ADX, Schröksnadel und der LOBBY des Straßentransits. Offensichtlich wurde in OÖ beim Thema Naturschutz der Bock zum Gärtner gemacht, und im Schafspelz des politischen Naturschutzes versteckt sich ein Wolf.
Sehr geehrte schwarz-blaue Landesregierung, sehr geehrter Herr Mag Haimbuchner: Die ganze Wissenschaftswelt ist sich einig, dass die Umkehr in eine umweltverträgliche Politik mehr als DRINGEND JETZT SOFORT stattfinden muss. Warum fahren Sie mit Vollgas die alte, die Naturressourcen zerstörende Schiene weiter? 10.000 Wissenschaftler:innen weltweit sind sich sicher, dass der eingeschlagene Weg in der Zerstörung der Lebensgrundlagen mündet und fordern ein Umdenken.
So auch Prof. Mag. Dr. Franz Essl, Wissenschaftler des Jahres 2022:
„Das Jaidhausgebiet ist eines der hochwertigsten und artenreichsten Gebiete Oberösterreichs und Österreichs. Die extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen dort gehören zu den letzten Refugien für eine Vielzahl bedrohter Wiesenarten aus diversen Organismengruppen.“
Unsere Forderungen
- Ein Wiederauferstehen des Naturschutzes in der Politik
- Das Einsetzen für die Natur anstatt für die Konzerne
- Das Anerkennen der Bedeutung von Rückzugsgebieten für den Erhalt der Biodiversität, insbesondere angesichts des rasanten Fortschritt des Artensterbens
- Die Gewährung der aufschiebenden Wirkung der Beschwerden gegen den Bescheid
Erheben Sie sich aus diesem Sarg und zeigen Sie uns, dass Sie in Ihrer Rolle als politischer Naturschutz nicht tot sind! Wachen Sie aus Ihrem Koma auf, aus Ihrem von Euro und Dollar geschwängertem Delirium!
Herr Haimbuchner, Herr Stelzer, seinen Sie mutig und kehren Sie um!
Wäre es nicht schön, wenn Ihre Enkel und Ihre Urenkel sagen würden: Unsere Großväter war damals diejenigen, die in OÖ die Wende zum Guten für uns gebracht haben. Das waren die Helden, die mutigen und intelligenten
Politiker. Und nicht: unsere Großväter sind als LH und LH St.Vtr. in grauen Anzügen übers Land gezogen und haben das Land mit den Farben des Kapitalismus überzogen: Grau wie Beton und Schwarz wie Asphalt.
Vielleicht werden sonst in 40 Jahren auch die Straßenschilder mit Ihren Namen abmontiert werden. Und Sie werden nicht sagen können, das haben Sie nicht gewusst, denn 10.000 Wissenschaftler haben es Ihnen jeden Tag gesagt.
Liebe N-Leute,
Auch in der DDR hatte der Naturschutz nichts zu sagen. Plan und Partei zuerst. Der Mangel war von Vorteil, weil : aufs Auto wartete man ca. 15 Jahre, Fleisch gab es nur am Donnerstag, Bahn und Buss wichtig. Aber: LPG und Forst mussten die Pläne erfüllen. Industrielle Landnutzung das Schlagwort. W. Ulbricht „Chemie ist Brot“ . Als Ehrenamtler habe ich im praktischen Naturschutz den Ausweg gefunden, konnten manche Kleinode retten (FND). Staat und Partei haben in Grenzen unser Tun auch toleriert. Ich war ehrenamtlicher Kreisnaturschutzbeauftrager im Kreis Sonneberg. Nur wenige Junge fanden den Weg in diese Gemeinschaft, die Nähe zum Thema war mir (uns) wichtig, auch wenn der technische Umweltschutz ein Skandal war (Braunkohle, Abwässer, wilde Mülldeponien u. v. m). Bodenschutz nahm die DDR für den Ackerbau ernst. Das hätte in die „Wiedervereinigung“ mit Verfassungsrang übernommen werden sollen. Die eigene „Substanz“ vor Ort zählt nicht, ob BRD, Österreich oder EU. Import-Export.
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.