ADX hat uns in den vergangenen Wochen über die Medien ausrichten lassen, wir wären eine „Befindlichkeitstruppe“ und würden bezüglich der Anzahl der Bohrstellen Fake News verbreiten. Abgesehen davon, dass dieser Vorwurf lächerlich ist, wollen wir ihn natürlich nicht auf uns sitzen lassen und haben deshalb eine Chronologie verfasst, die sich aus Quellen speist, die ADX auf ihrer Homepage zur Verfügung stellt sowie Aussagen direkt aus dem Mund von ADX-CEO Paul Fink.
Juni 2022
Erstmals informiert ADX im Rahmen eines „Investor Webinars“ im Juni 2022 darüber, dass eine Verdoppelung der Lizenzfläche erfolgt ist, die nun auch Teilgebiete der Marktgemeinde Molln umfassen. In den dabei veröffentlichten Kartendarstellungen (S. 11) sind bereits die später als „Follow-ups“ bezeichneten Flächen eingezeichnet. Auch auf weiteren Karten (S. 18) sind die Follow-ups erkennbar, dargestellt ist aber nur eine Bohrstelle, die als „Main gas target“ gekennzeichnet ist.
Quelle: https://wcsecure.weblink.com.au/pdf/ADX/02533231.pdf
November 2022
Am 29. November 2022 gibt ADX bekannt, dass die kanadische Firma Kepis & Pobe Financial Group Inc. (KPFG) die geplante Bohrung (Anmerkung: „Welchau 1“) zu 50 % finanzieren wird, im Gegenzug erhält sie 20 % Gewinnbeteiligung. Auf der Karte auf Seite 3 der Presseinformation ist nur noch ein Teilgebiet eingefärbt. Auf Seite 5 findet sich die gleiche Karte wie im Webinar vom Juni 2022. Die Follow-ups sind ersichtlich, aber weisen keine Beschriftung auf.
Quelle: https://wcsecure.weblink.com.au/pdf/ADX/02605053.pdf
Jänner 2023
Am 23. Januar 2023 gibt ADX bekannt, dass KPFG den Farm-in-Vertrag an MCF Energy Ltd. weiterverkauft hat. Die entsprechende Presseinformation ist auf der Website von ADX nicht mehr auffindbar. Weiters veröffentlicht ADX am selben Tag einen Brief an die Aktionär:innen, der die offenbar erhitzten Gemüter beruhigen soll. Auf die Anzahl der geplanten Bohrungen wird nicht eingegangen.
Quellen:
20230123 ADX Press Release
20230123 Brief an die Aktionäre
April 2023
Am 18. April 2023 veröffentlicht ADX ein „Progress Update“. Im Anhang dazu wird auch eine Projektzusammenfassung „Welchau-1“ publiziert, in der auf S. 5 auf einer Karte wiederum nur ein Teilgebiet farblich ausgewiesen ist. Eine Angabe zur Anzahl der insgesamt geplanten Bohrstellen sucht man vergeblich.
Quelle: https://wcsecure.weblink.com.au/pdf/ADX/02655388.pdf
Juni 2023
Am 22. Juni 2023 veröffentlicht ADX ein weiteres „Investor Update“. Hierin ist erstmals konkret von so genannten „Follow-ups“ die Rede, also potenziellen weiteren Gasbohr- und Abbaugebieten in der Gegend rund um das erste Prospect („Welchau-1“). Auf Seite 14 der entsprechenden Unterlage sind vier derartige Follow-ups bezeichnet, die sich in etwa mit jenen Teilarealen decken, die bereits in den im Juni 2022 veröffentlichten Kartendarstellungen zu sehen waren, später aber daraus entfernt wurden.
Quelle: https://wcsecure.weblink.com.au/pdf/ADX/02678669.pdf
ADX-CEO Paul Fink tätigt am 28. Juni 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz in Molln folgende Aussagen: „Wir können diesen Schatz (…) nicht mit einer Bohrung heben. Da brauchen wir mehr Bohrungen und wir sind bereits mit zwei Grundeigentümern in sehr gutem Kontakt (…).“ Auf Nachfrage konkretisiert er: „Wie viel Bohrungen wir brauchen, hängt von der Größe des Fundes ab. Wir brauchen mindestens (…) 2-3 Bohrungen und im Maximalfall sind wir in der Größenordnung von 6-8 Bohrungen, die wir brauchen, um den Schatz zu heben.“
Quelle: Audiomitschnitt der Pressekonferenz am 28.6.2023 (wird auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt)
Die in den Raum gestellte Anzahl der Bohrungen bezog sich auf das als „Welchau-1“ titulierte Prospect. Auf die Follow-ups wurde in der Pressekonferenz damals nicht eingegangen. Aus den fünf „Prospects“ („Welchau-1“ + vier „Follow-ups“) ergeben sich demnach 25 Bohrstellen, wenn man einen Mittelwert von 5 Bohrungen pro Prospect annimmt.
Die Anzahl von ca. 25 Bohrstellen ergibt sich aus den öffentlichen Informationen von ADX.
Was schließen wir daraus?
Diese Erkenntnisse aus der Auswertung von Quellen der Betreibergesellschaft ADX zeigen, dass anders als bisher in der Öffentlichkeit zugestanden, mit einem massiv ausgeweiteten Bohrgeschehen im Laufe mehrerer Jahre bzw. des nächsten Jahrzehnts zu rechnen ist. So sind entsprechend der angeführten Kartendarstellungen nicht nur in Molln weitere Probebohrungen geplant, sondern vermutlich in insgesamt vier Gemeinden der Nationalpark Kalkalpen-Region: Molln, Grünburg, Klaus und St. Pankraz.
Damit steht eine geschätzte Gesamtanzahl von 25 Bohrtürmen in der Steyrtal- und Nationalpark Kalkalpen-Region im Raum. Eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und eine vollkommene Entwertung des Nationalpark-Gedankens wären die unausweichliche Konsequenz.
Anzahl der Bohrtürme ist belegt
Mit der vorliegenden Sachverhaltsdarstellung ist die drohende Anzahl und Verortung der bevorstehenden Probebohrungen schwarz auf weiß belegt. Sollte seitens ADX die am 7.9.2023 öffentlich getätigte Unterstellung an die Bürgerinitiative, diesbezüglich „Fake-News“ verbreitet zu haben, wiederholt werden, behält sich die BI Pro Natur Steyrtal rechtliche Schritte wegen Verleumdung vor. Die fortgesetzte Intransparenz und Desinformationspolitik seitens der Betreiber-Firma ADX ist inakzeptabel, wird schärfstens zurückgewiesen und muss zu Konsequenzen seitens der politisch Verantwortlichen führen.
Wieviele Menschen sind in der Gemeinde selbst gegen das Projekt engagiert? Es ist mir vorgekommen, dass da sehr wenige Leute aus Molln am Samstag bei der Kundgebung anwesend waren. Das verstehe ich nicht ganz. Ich habe, nun ja, es ist schon lange her, die Bewusstseinsbildung damals in der Gemeinde Laussa zur Beteilung am Windparkprojekt geleitet. Hier war ein anderer Wind damals bei den Betreibern und viele Leute haben schon zu Beginn an mitgemacht. Die regierende Partei war ebenfalls positiv gesinnt und hat uns viele Möglichkeiten in der Laussa zur Verfügung gestellt. Mangelt es am Bewusstsein der Bevölkerung, wo ich die Gemeinde Molln eigentlich nicht so einschätze, aber es scheint durchgängig zu sein, dass vielen Menschen die unmittelbare Natur eigentlich egal ist???
Lieber Herr Peinhaupt,
der Großteil der anwesenden Demonstrant:innen waren Mollner:innen – wir vermuten allerdings, dass sich sehr viele Sympathisanten aufgrund der andauernden Angriffe seitens ADX (Befindlichkeitstruppe, Subventionsempfänger etc…) nicht öffentlich positionieren wollen. Den Allermeisten ist die unmittelbare Natur ganz und gar nicht egal. Auch viele Gewerbetreibende werben immer wieder und ganz offensiv mit der großartigen Natur in Molln, der Nähe zum Nationalpark und der Lebensqualität in unserer Region. Eine öffentliche Positionierung gegen das Gas-Projekt bleibt aber auch von dieser Seite aus. Man darf die Frage stellen, warum.
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